Sie machen schlank, helfen bei der Konzentration und ersetzen die Zahnbürste – über Kaugummis gibt es so einige Mythen. Doch was bewirkt das Kaugummikauen eigentlich wirklich? Wir haben die DAK-Zahnärztin Dr. med. dent. Roschan Farhumand gefragt, was stimmt und welcher Erzählung wir besser nicht trauen sollten.
Kaugummi kauen hat eine lange Geschichte. Archäologische Funde zeigen, dass schon in der Steinzeit bestimmte Baumharze gekaut wurden. Seitdem hat sich viel getan und heute haben wir im Supermarkt eine große Auswahl an Kaugummis in den verschiedensten Farben und Geschmacksrichtungen. Doch was machen Kaugummis eigentlich mit dem Körper? Darüber gibt es zahlreiche Theorien. Gemeinsam mit der DAK-Zahnärztin Dr. med. dent. Roschan Farhumand fühlen wir fünf dieser Mythen auf den Zahn.
1. Kann Kaugummikauen das Zähneputzen ersetzen?
Nein, auf keinen Fall. Dafür gibt es zwei Gründe: Zwar stimuliert das Kauen den Speichel, was durchaus zahnschützend wirkt, aber dieser kann die Bakterien nicht von den Zähnen spülen, da sie zu fest an den Oberflächen haften. Eine Entfernung ist daher nur mechanisch durch Wegwischen möglich. Zudem sorgt der Kauvorgang an sich zwar für eine gewisse Selbstreinigung im Gebiss. Und das insbesondere, wenn man kauintensive und faserige Nahrung kaut, wie zum Beispiel Möhren. Diese Selbstreinigung findet aber nur an den Stellen statt, wo das Gekaute in Kontakt mit den Zahnoberflächen kommt: hauptsächlich auf den Kauflächen und den angrenzenden Glattflächen. Die sogenannten Schmutznischen – also zwischen den Zähnen und am Zahnfleischrand – werden dabei nicht erreicht. Und diese Stellen sind auch die am meisten von Karies befallenen Bereiche. Hier kann man die Bakterien nur ganz gezielt mit Bürsten und Zahnseide bzw. Zahnzwischenraumbürsten entfernen. In diesem Zusammenhang ist noch sehr wichtig zu wissen, dass die schädlichen Bakterien sich von Zucker ernähren – also besser keine zuckerhaltigen Kaugummis wählen.
2. Stärkt Kaugummikauen die Kiefermuskulatur?
Anders als die restliche Körpermuskulatur, die durch unseren modernen, überwiegend sitzenden Lebensstil verkümmert, was infolgedessen zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führt, muss die Kaumuskulatur üblicherweise nicht extra trainiert werden. Das normale Kauen und Sprechen im Alltag sorgt für eine konstante, natürliche Beanspruchung.
3. Kann Kaugummikauen das Hungergefühl reduzieren?
Offenbar höchstens kurzfristig, allerdings kommt dieses nach kurzer Zeit deutlich stärker zurück. Der Kauvorgang selbst signalisiert dem Körper, dass es in Kürze eine zu verdauende Mahlzeit gibt.
4. Fördert Kaugummikauen die Konzentration?
Kauen zerkleinert nicht nur Nahrung, um das Schlucken und die Verdauung zu unterstützen. Studien zufolge erhöht Kauen auch die Aufmerksamkeit, Wachheit und Gedächtnisleistung. Zudem hilft es, Stressreaktionen zu regulieren.
5. Ist es schädlich, Kaugummis herunterzuschlucken?
Kaugummis werden wieder ausgeschieden. Man sollte sie trotzdem nicht unnötigerweise herunterschlucken.
Interview: Nina Alpers