Herbstzeit ist Maronenzeit. Ob selbst gesammelt oder gekauft: Die besondere Frucht ist nicht nur sehr gesund – sie lässt sich auch überaus vielfältig zubereiten.
Im Herbst plumpsen vielerorts in Deutschland kleine, runde und braune Früchte von Bäumen, teils noch in stachelige Schalen gehüllt. Sie liegen auf Bürgersteigen, in Parkanlagen oder Wäldern herum. Trotz oberflächlicher Ähnlichkeit lassen sich dabei grundsätzlich zwei Sorten unterscheiden, die botanisch nicht miteinander verwandt sind: Rosskastanien und Edel- bzw. Esskastanien. Während Rosskastanien für Menschen nicht genießbar sind, sich aber zum Beispiel wunderbar zum Basteln eignen, sind Esskastanien eine vielfältige Delikatesse. Vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die im Anbau anspruchslose Esskastanie in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel – lange bevor etwa Kartoffeln und Mais Fuß gefasst haben. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung „Brot der armen Leute“.

Alt und sehr verbreitet
„Die Esskastanie ist eine wilde Frucht, erst die veredelte Züchtung heißt Marone“, erklärt David-Antoine D´Herbecourt. Der gebürtige Franzose lebt in Oldenburg, wo er ein Kunstatelier führt und zudem seit über 37 Jahren Maronen verkauft – und sich sehr viel Wissen darüber angeeignet hat. „Es gibt nicht viele Lebensmittel, die so alt und gesund sind“, sagt er. Denn schon in Steinfossilien, die einige Millionen Jahre alt sind, wurden Pollen der Kastanie gefunden. Außerdem kann ein einzelner Baum über 1.000 Jahre alt werden. Beliebt und verbreitet ist die Marone in vielen Ländern – und hat dort ihre eigenen Bezeichnungen: in Frankreich etwa Châtaigne oder Marron, in Großbritannien Chestnut, in Österreich Maroni oder Keschde in der deutschen Pfalz.
Warum Maronen so gesund sind
Die Kombination verschiedener Inhaltsstoffe macht Maronen so gesund. Frische Früchte enthalten zum Beispiel jede Menge Vitamine: A, B, K etwa – und vor allem C: „100 Gramm frische Maronen haben so viel Vitamin C wie eine Zitrone“, weiß D´Herbecourt. Dazu gesellen sich Mineralien wie Calcium, Kalium, Kupfer, Eisen oder Schwefel und Spurenelemente. Maronen haben hochwertiges Eiweiß, sind aber fettarm. Das macht sie zu einem idealen Snack für fitnessbewusste Menschen. Vor dem Verzehr sollten Maronen erhitzt werden, denn nur so kann die enthaltene Stärke aufgeschlossen und verdaut werden. Durch das Erhitzen wandelt sich der Stärkeanteil in Zucker um, was den Früchten den typisch süßlichen Geschmack verleiht. „Außerdem wirken Maronen basisch: Sie neutralisieren die Magensäure“, ergänzt D´Herbecourt.
Wo sind Maronen erhältlich und wann sind sie frisch?
Ab Ende September bis in den Januar hinein ist Maronen-Saison. Kaufen kann man sie im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt, an Ständen in Fußgängerzonen oder auf dem Weihnachtsmarkt. Wer selbst welche sammeln will, sollte sich vorab genau informieren, wie die Früchte aussehen. In Deutschland wachsen Esskastanien eher in südlicheren Gefilden, vor allem in den Weinanbaugebieten entlang des Rheins. In der Pfalz gibt es große Esskastanienwälder, auch im Schwarzwald, Odenwald und im Taunus. Ob eine Frucht gut genießbar ist, lässt sich mit ein paar Kniffen herausfinden: „Gesunde Früchte erkennt man daran, dass sie nicht nachgeben, wenn man mit dem Daumen draufdrückt. Ansonsten sind sie zu trocken. Gute Exemplare haben außerdem eine glänzende braune Schale und sind nicht matt“, erklärt D´Herbecourt. Oder man gibt die geschälten Maronen in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser: Sinken sie dort auf den Boden, sind sie frisch. Schwimmen sie an der Oberfläche, sollten sie entsorgt werden. Im Kühlschrank, zum Beispiel in einem Netzbeutel, lassen sich die Früchte bis zu einen Monat lang lagern.
Vielfältig einsetzbar
Maronen sind wahre Multitalente: Sie haben nicht nur viele gesunde Eigenschaften, sie lassen sich als leckere Lebensmittel auch ganz unterschiedlich verarbeiten. Man kann sie kochen, rösten, backen. Sie eignen sich als Elemente in Vor- oder Hauptspeise und auch im Dessert. Man kann sie als Beilage nutzen, in Suppen einbauen, Teigmehl daraus machen und sogar Schnaps und Bier damit herstellen. „Wie man Maronen zubereitet, ist Geschmackssache. Geröstet zum Beispiel schmecken sie ein bisschen wie Bratkartoffeln, gekocht sind sie eher mehlig. Es lohnt sich auf jeden Fall, mit dieser leckeren und gesunden Frucht ein wenig zu experimentieren“, so der Maronen-Experte.
Rezept:
Maronen-Suppe für 4 Personen
- 400 g Maronen, alternativ: 1 Dose Maronen-Püree (ca. 440 g)
- 750 ml Gemüsefond
- etwas Speck
- 350 ml Sahne oder Crème fraiche
- Salz, Pfeffer, Petersilie und nach Belieben Koriander