Aktuell starten viele junge Menschen ins Arbeitsleben. Die meisten von ihnen wurden nach 1995 geboren und gehören damit zur sogenannten Generation Z, kurz „Gen Z“. Wie können Unternehmen sie in Zeiten des Fachkräftemangels begeistern, ihnen einen guten Start ermöglichen – und sie auch langfristig an sich binden?
Die Gen Z ist mit Herausforderungen wie dem Klimawandel oder der Corona-Pandemie aufgewachsen, ebenso mit rasanten Entwicklungen durch die Digitalisierung. Mit ihren Wünschen, Werten und Vorstellungen werden diese Nachwuchskräfte nun immer präsenter auf dem Arbeitsmarkt. Einer kürzlich vom Jobnetzwerk XING beauftragten Studie zufolge wünschen sich zum Beispiel 82 Prozent von ihnen die Vier-Tage-Woche als Option, 74 Prozent flexible Arbeitszeiten und immerhin 31 Prozent ein Sabbatical. Eine weitere Studie, beauftragt vom Jobnetzwerk Linkedln, kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich 57 Prozent der Befragten aus der Gen Z unter bestimmten Bedingungen vorstellen könnten, zehn Jahre und länger bei einem Arbeitgeber zu bleiben.
Besorgniserregend an dieser Studie ist, dass mehr als ein Viertel der Befragten angeben, aufgrund der anhaltenden Krisen beim Eintritt in die Arbeitswelt mental überfordert zu sein; 20 Prozent fühlen sich sogar hoffnungslos. In dieses Bild passen auch Ergebnisse des aktuellen DAK Psychreports. Demnach stieg im Jahr 2022 die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen bei Männern zwischen 24 und 29 Jahren gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent, bei gleichaltrigen Frauen betrug der Zuwachs 24 Prozent. Wie können Unternehmen mit dieser komplexen Situation umgehen?
„Um die Herausforderungen jetzt und in Zukunft stemmen zu können, ist es wichtig, in einen Generationendialog zu kommen, der das Arbeiten für alle Beteiligten in einem Unternehmen gesünder macht.“
Sandra Schmidt, Expertin für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bei der DAK-Gesundheit
Generationendialog starten
Das heißt: generationenübergreifend offen und konstruktiv miteinander kommunizieren, voneinander lernen, Ressourcen bündeln und gemeinsam Lösungen entwickeln. Weil das Thema eine so große Bedeutung hat, ist es auch das Motto des diesjährigen, von der DAK-Gesundheit und der Kommunikationsberatung MCC ausgeschriebenen Deutschen BGM-Förderpreises: „Generationenwechsel in der Arbeitswelt: Wie kann er gesund gelingen?". Die besten Arbeitgeber-Ideen werden Ende September 2023 ausgezeichnet. Konkret in Bezug auf die Gen Z fügt Sandra Schmidt hinzu: „Klar ist auch: Trotz ähnlicher Wertevorstellungen ist das eine sehr heterogene Menschengruppe. Deswegen gilt es im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements immer ganz spezifisch zu schauen: Wie ist die aktuelle Situation für die jüngeren Mitarbeitenden in der jeweiligen Firma oder Organisation? Welche konkreten Bedürfnisse haben sie? Da gibt es keine pauschalen Lösungen." Entsprechende Maßnahmen seien dabei immer in ein prozesshaftes Denken und Handeln einzubetten, im Sinne einer lernenden Organisation: nicht nur beim Recruiting und Onboarding, sondern auch bei der langfristigen Bindung der Beschäftigten - das gilt beim BGM nicht nur für die Gen Z.
Nachhaltigkeit, Diversität und besondere Benefits
Diversität und Vielfalt können sich in einem Unternehmen nur entfalten, wenn Inklusion und dabei insbesondere psychologische Sicherheit gewährleistet sind. Wenn also ein vertrauensvolles Betriebsklima besteht, in dem auch neue, andere und unkonventionelle Meinungen und Ideen offen geäußert werden oder Fehler gemacht werden dürfen. Führungskräften, die diese Werte vorleben und vermitteln, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. „Die junge Generation registriert sehr genau, wie diese Themen im Unternehmen verankert sind, indem sie sich zum Beispiel auf Arbeitgeberbewertungsplattformen darüber informiert", ergänzt die studierte Arbeits- und Organisationswissenschaftlerin Triin Tint.
„Arbeitgeber sollten im Recruitingprozess früh ihre individuellen Vorteile kommunizieren. Wenn sie beispielsweise ein Jobrad anbieten, ist das gut, aber Personen, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, wünschen sich zusätzlich vielleicht auch, sich vor Ort umziehen oder duschen zu können", ergänzt Axel Kathöfer. Solche vermeintlich kleinen Benefits könnten durchaus wahlentscheidend sein für eine Zielgruppe, die häufig aus verschiedenen Job- oder Ausbildungsangeboten wählen kann.
„Bei der Generation Z und auch bei der Generation Y sind die Themen Diversität und Nachhaltigkeit sehr zentral bei der Arbeitgeberwahl. Für Unternehmen geht es nicht darum, dafür Werbung zu machen und so genanntes Green- und Pinkwashing zu betreiben, sondern darum, diese Themen und Werte in der eigenen Kultur zu verwurzeln und zu leben.“
Triin Tint, Managerin lnclusion, Diversity & Equity bei der TÜV NORD AG
Willkommenskultur stärken
Wichtig ist auch eine umfassende Willkommenskultur zum Wohlfühlen. Bei einem großen Unternehmen wie der TÜV NORD AG gibt es dafür viele verschiedene Angebote. Das fängt an bei größeren Onboarding-Events, bei dem die Neulinge auf weitere Kolleginnen und Kollegen, die neu ins Unternehmen eintreten, treffen und auch andere Geschäftsbereiche kennenlernen. Ein weiteres Unterstützungsangebot ist die „digitale Lostrommel", über die sich Interessierte selbstorganisiert mit anderen Menschen im Unternehmen vernetzen, treffen und austauschen können - persönlich oder digital. „Die Gen Z tut das übrigens lieber persönlich, habe ich festgestellt", so Triin Tint. Im Unternehmen gibt es zudem Trainee-Programme, innerhalb derer die Trainees unterschiedliche Arbeitsbereiche durchlaufen und dabei kontinuierlich konstruktives und kompetenzbezogenes Feedback erhalten. In sogenannten Buddy-Systemen hilft eine erfahrene Kollegin oder ein Kollege als Vertrauensperson dabei, im Unternehmen Fuß zu fassen und sich sozial zu integrieren. Und beim Angebot „Reverse Mentoring" werden die Rollen getauscht: Junge Menschen übernehmen Mentorenschaft für Ältere, beispielsweise bei der Einführung neuer digitaler Tools. Dafür geben ältere Beschäftigte ihren Erfahrungsschatz und wertvolles Wissen über das Unternehmen weiter.
Digitales BGM und Feedback
Ein anderes Selbstverständnis im Umgang mit digitalen Medien spiegelt sich auch im BGM wider. „Ein zeitgemäßes BGM, das auch Menschen aus der Gen Z ansprechen will, sollte entsprechend angepasst werden und möglichst viel Flexibilität erlauben", empfiehlt Axel Kathöfer. Ideal seien vor allem noch mehr digitale Angebote, die jederzeit und überall über ein Portal genutzt werden können. „Thematisch kann das von Ernährungstipps bis hin zu Sportangeboten reichen, auch Mental Health ist dieser Zielgruppe sehr wichtig. Die jungen Nutzerinnen und Nutzer sollten frei nach ihren Bedürfnissen entscheiden können."
Vor allem für den Erhalt der psychischen Gesundheit kommt es der jungen Generation laut Triin Tint auf zwei Dinge an: „Zum einen ist diesen Menschen sehr wichtig, dass ihnen das Vertrauen entgegengebracht wird, möglichst selbstständig Projekte durchzuführen, um ihr Können, ihre Ideen und Perspektiven einzubringen. Zum anderen sind Kommunikation und Feedback extrem wichtig, um diese Zielgruppe auch gesund zu halten. Denn Kommunikations- und Führungsprobleme können die Gesundheit der Mitarbeitenden durchaus beeinträchtigen."
„Viele Menschen aus der Gen Z wissen, dass sie sehr wahrscheinlich nicht früh in Rente gehen können und noch viele Jahre arbeiten müssen. Auch deswegen sind ihnen ihre Gesundheit und Work-Life-Balance so wichtig.“
Axel Kathöfer, Geschäftsführer der Schweizer Personal Management GmbH & Co. KG in Essen
Starke Willkommenskultur
Damit der Start ins Arbeitsleben zum unvergesslichen Wohlfühlerlebnis wird, unterstützt die DAK-Gesundheit mit begleitenden Seminaren und Event-Modulen.
- Bei den Welcome Days können Sie den Teamgeist Ihrer neuen Mitarbeitenden spielerisch stärken, die Gesundheit fördern und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Verschiedene Event-Module sind dabei möglich, zum Beispiel sorgt Gokart 2.0 für Abwechslung: Wenn die Teilnehmenden auf pedalgetriebenen Gokarts auf dem Parcours fahren und nach links lenken, steuert das Gefährt nach rechts – und umgekehrt. Spaß ist garantiert und zugleich wird die Vernetzungsfähigkeit des Gehirns trainiert.
- Beim Azubiprogramm werden Auszubildende dabei unterstützt, zielgerichtet eigene Ressourcen zu nutzen, um mit Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz und im Privaten bewusst umzugehen. Seminare zur Vermeidung von Prüfungsstress runden das Angebot ab.
- Mit (hybriden) Teamentwicklungsprogrammen können Sie Ihre Mitarbeitenden für das Thema Gesundheit sensibilisieren und gleichzeitig den Zusammenhalt fördern.
Weitere Informationen gibt es unter der BGM-Hotline 040 325 325 720 zum Ortstarif oder per E-Mail: bgm@dak.de.
Kostenfreie Online-Vorträge zu Themen wie Resilienz, Achtsamkeit, Life Balance im Homeoffice, gesunder Schlaf, Mini-/Mikropausen – Bewegt und entspannt arbeiten: dak.de/digitalesBGM