Bild zum Beitrag 'Die Milch macht’s'
Ernährung & Rezepte

Die Milch macht’s

Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , , ,

Milch gilt als Muntermacher. So mancher wird jedoch krank davon. Wer empfindlich auf Lactose reagiert, kann Bauchweh und Durchfall bekommen. Wir erklären, wie es dazu kommt.

Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland verträgt keinen Milchzucker. Der Körper reagiert mit Bauchweh, Durchfall, zum Teil mit Kopfschmerzen und anderen Symptomen auf den Stoff, der auch Lactose genannt wird. Jeder Fünfte, das sind nicht viele – zumindest wenn man bedenkt, dass diese Intoleranz früher fast jeden betraf. Die Europäer sind durch einen Zufall zu Milchtrinkern geworden. Denn eigentlich ist Milch den Kindern vorbehalten. Säuglinge bilden das Enzym Lactase, um Milchzucker verdauen zu können, aus dem sie 40 Prozent ihres Energiebedarfs decken. Wachsen sie auf, verliert sich diese Eigenschaft, und der Mensch erschließt sich andere Energiequellen. In Nordeuropa allerdings kam es vor einigen Tausend Jahren zu einer genetischen Mutation, die sich schnell verbreitete. Plötzlich konnten auch Erwachsene Milch vertragen.

 

Betroffenen fehlt ein Enzym

Milchzucker besteht aus zwei Molekülen: Glukose und Galaktose. Da der Körper diese nur einzeln aufnehmen kann, muss Milchzucker erst gespalten werden. Das erledigt die Lactase im Dünndarm. Fehlt dieses Enzym, gelangt der Milchzucker so, wie er ist, in den Dickdarm, wo sich Bakterien über ihn hermachen. Dadurch entstehen blähende Gase und Milchsäure, die Wasser zieht. Die Folgen sind Grummeln, Bauchweh und Durchfall. Häufig ist diese Intoleranz angeboren. Symptome können aber auch Folge einer anderen Erkrankung sein. Es ist also wichtig, zum Arzt zu gehen, der mit einem einfachen Test überprüfen kann, ob die Intoleranz angeboren ist oder nicht. Ist das der Fall, muss man damit leben. Aber: „Die Behandlung ist eigentlich ganz einfach“, sagt DAK-Expertin Silke Willms. „Man stellt seine Ess- und Trinkgewohnheiten um, probiert andere Lebensmittel und isst Milchprodukte nur im Rahmen einer ganzen Mahlzeit. Denn so werden sie viel besser vertragen.“ Denn: Betroffene können rund zwölf Gramm Milchzucker täglich zu sich nehmen – so viel steckt etwa in einem Glas Milch. Die tolerierte Menge ist aber bei jedem anders. „Man muss lernen, auf sich zu achten, und vorsichtig herausfinden, was und wie viel man verträgt“, sagt Willms. Dafür ist es gut und wichtig zu wissen, wie viel Lactose in welchen Lebensmitteln steckt.

 

Vorsicht bei Fertigprodukten

Milchpulver und Kondensmilch enthalten besonders viel Lactose, ebenso Frischmilch. Hartkäse hingegen verliert viel davon beim Reifeprozess. Übrigens, hätten Sie gewusst, dass viele industriell produzierte Lebensmittel zusätzlich mit Milchzucker oder Milchpulver versetzt werden? Beides dient als billiger Füllstoff und Geschmacksverstärker. Deshalb ist gerade bei Fertiggerichten ein ganz genauer Blick auf die Zutatenliste ratsam. Ob Tütensuppen, Puddingpulver, Sauce oder Fleischsalat: Vieles enthält Milchpulver oder lactosehaltige Zutaten wie Molkepulver oder Butterfett. Mittlerweile ist es einfacher geworden, auf Milchprodukte zu verzichten. Es gibt zahlreiche Alternativen dazu, die Auswahl reicht von Soja über Kokos- bis Mandelmilch. Oder man greift zu lactasehaltigen Pillen und Pulvern. Damit kann man seinem Körper kurzfristig das Enzym geben, das er für den Milchzuckerabbau braucht. „Diese Präparate können aber bei Betroffenen ganz unterschiedlich wirken“, sagt Silke Willms. „Auch hier muss jeder sein optimales Mittel, die richtige Dosierung und den richtigen Einnahmezeitpunkt erst genau herausfinden.“

ALLERGIE ODER INTOLERANZ?

 

Allergie

Der Körper hält einen an sich harmlosen Stoff für gefährlich und greift ihn an. Er produziert Antikörper, kann das Allergen aber nicht beseitigen wie einen Krankheitserreger. Ab dem zweiten Kontakt mit dem Allergen kommt es daher meist zu Entzündungsreaktionen.

Intoleranz

Ein Stoff wird nicht vertragen, weil er im Körper nicht abgebaut werden kann. Wird dies dauernd provoziert, ändert sich das Milieu im Darm. Es kommt zu weiteren Beschwerden bis hin zu psychischen Belastungen.

LACTOSEGEHALT AUSGEWÄHLTER LEBENSMITTEL

g pro 100 g bzw. ml:

  • lactosereduzierte Milch < 0,1 g
  • Camembert (30 % Fett i. Tr.) 0,1 g 
  • Feta (45 % Fett i. Tr.) 0,5 g
  • Butter 0,6 g
  • Schmand (30 % Fett i. Tr.) 2,4 g
  • Speisequark (20 % Fett i. Tr.) 2,7 g 
  • Joghurt (1,5 % Fett) 3,3 g
  • Körniger Frischkäse 3,3 g
  • Schlagsahne 3,3 g
  • Kefir (1,5 % Fett) 3,6 g
  • Schichtkäse (20 % Fett i. Tr.) 3,6 g 
  • Buttermilch 4,0 g
  • Dickmilch (1, 5 % Fett) 4,1 g
  • Kuhmilch (1,5 % Fett) 4,8 g

QUELLEN: BLS 3.01, SFK 2008, DGE