Bild zum Beitrag 'Mückenspray: Citronella statt Chemie'
Gesundheit & Fitness

Mückenspray: Citronella statt Chemie

Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , , ,

Mückenstiche sind lästig, Chemie auf der Haut ist aber auch nicht ideal. Wie Sie sich vor Mücken schützen können, auch mit selbstgemixtem Mückenspray.

Sommerzeit ist Mückenzeit. Der Klassiker: Man sitzt abends gemütlich auf der Terrasse oder im Garten, schon kommen die kleinen Tiere angeflogen. Mücken besitzen einen Rüssel, mit dem sie die Haut ihrer Opfer erst durchstechen und dann das Blut heraus saugen. Das Ergebnis: Eine gerötete und geschwollene Hautstelle, die juckt. Gerade Kinder, manchmal aber auch Erwachsene, fangen an zu kratzen. Es gelangen Bakterien in die offene, blutende Wunde. Schlimmstenfalls entzündet sich der Stich und endet in einer Blutvergiftung. All das lässt sich mit dem richtigen Mückenschutz vermeiden.

Wieso stechen Mücken überhaupt?

Rund 100 Mückenarten leben in Europa. Bei den heimischen Mückenarten unterscheidet man nicht-stechende von den für uns Menschen lästigen stechenden Arten. Stechmücken stechen aber nicht aus Selbstzweck, sondern weil sie das Protein im menschlichen oder tierischen Blut zur Aufzucht ihrer eigenen Eier benötigen. Daher stechen nur weibliche Mücken zu.

Die bekannteste Vertreterin in Deutschland ist wohl die Gemeine Stechmücke (Culex Pipiens). Sie ist drei bis fünf Millimeter groß und ihr Hinterleib ist dunkelbraun-weiß geringelt. Optisch sehr ähnlich ist ihr die Überschwemmungsmücke (Aedes vexans), umgangssprachlich auch Rheinschnake oder Wiesenmücke genannt. Sie lebt und brütet gerne in der Nähe von Wasser, ist ebenfalls sehr häufig in Deutschland und überträgt auch Krankheiten wie Gehirnhautentzündung. Entlang des Rheins von Offenburg bis nach Bingen hat sich sogar eine Arbeitsgemeinschaft mit an die 100 Kommunen gebildet, die die Überschwemmungsmücke seit den 1970er Jahren biologisch bekämpft.

Weitere bei uns bekannte stechende Mückenarten ist die vor allem nachtaktive Bartmücke. Sie ist mit zwei Millimetern die kleinste und lässt sich laut Gerald Bacher, Mücken-Experte aus Leidenschaft und Betreiber der Website www.moskitofrei.com, auf Hautstellen an Kleidungsrändern nieder. Der Stich der rötlich-gelben Kriebelmücke gilt als schmerzhaft und kann allergische Reaktionen auslösen. Ebenfalls hierzulande präsent ist die Große Hausmücke. Sie ist mit 10 bis 13 Millimetern deutlich größer als alle anderen Arten und hat einen grauschwarzen Körper mit weißen Ringeln. Auch ihre Beine sind hell-dunkel geringelt.

Alle heimischen Stechmückenarten haben eins gemeinsam: Wenn sie stechen, sondern sie ihren eigenen Speichel ab. Der gerät durch die Haut in den menschlichen Körper und löst als allergische Reaktion besagten Juckreiz samt Schwellung aus. Grundsätzlich geht von den in Deutschland beheimateten Mückenarten aber keine große Gefahr aus.

Bei importierten Mückenarten, die aufgrund der Klimaerwärmung in Mitteleuropa heimisch werden, sieht das perspektivisch vielleicht anders aus. Allen voran wird die Asiatische Tigermücke in Süddeutschland zunehmend gesichtet. Sie überträgt in ihrer Heimat Südostasien Krankheiten wie das West-Nil-Virus, Gelbfieber, Dengue und möglicherweise auch das bei Schwangeren gefürchtete Zika-Virus.

Wo bin ich besonders gefährdet?

Menschen setzen sich Mücken vor allem an der frischen Luft aus. Draußen in der Nähe von Wasserstellen, im Freibad, im Wald oder auf Reisen unterwegs in tropischen Ländern. Je nach Mückenart sind die Insekten besonders in der Dämmerung aktiv oder stechen wie die kleine Bartmücke nachts zu.

Was bietet Schutz vor Mücken?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich vor Mücken zu schützen. Welche passt, hängt davon ab, wo und in welcher Situation ich mich befinde. Ein Mückenschutz für zu Hause sieht logischerweise anders aus als ein Mückenschutz für einen Badetag am See, für einen Campingurlaub oder Mückenschutz auf Reisen.

Physischer Mückenschutz:

Das können Fliegengitter für Türen und Fenster sein, ein Moskitonetz über dem Bett, aber natürlich spielt die richtige Kleidung ebenfalls eine Rolle. Gerade wer sich auf Reisen in tropische Gefilde begibt, sollte auf leichte, langärmelige Shirts und Hosen achten.

Gerüche vermeiden

Deos, Parfums und Hautcremes locken Mücken mitunter an. Der erste Schritt ist also bestimmte Duftstoffe vermeiden. „Parfümiertes Deo und Parfüm in Waschmitteln gemischt mit Schweiß ist für Mücken unwiderstehlich“, weiß Bacher. Statt zu einem parfümierten Deo zu greifen, nutzt man besser einen geruchslosen Deo-Roller, der das Schwitzen verhindert. Schweißgeruch ist nicht nur unangenehm, sondern lockt wiederum auch Mücken an.

Gerüche bewusst einsetzen:

Mücken lassen sich wiederum mit bestimmten Düften sogar verscheuchen, denn manche Gerüche mögen sie nicht. Dazu zählen: Lavendel, Citronella, Zitronengras, Zeder, Lorbeer, Eukalyptus, Lemon, Teebaum, Neem, Rosmarin, Zimt, Weihrauch und Duftgeranie. Die Duft-Palette ist also groß und man wählt am besten einen Duft aus, den man selbst gerne mag. Dann lässt sich der Duft der Wahl entweder als Öl verdünnt mit Wasser über eine Aromalampe verdampfen oder man zündet ein Räucherstäbchen der entsprechenden Geruchsrichtung an.

Pflanzen wie Lavendel, Zitronenmelisse oder Tomaten auf die Fensterbank stellen und mit Nelken gespickte Zitronenhälften in der Wohnung verteilen. Auch getrockneter Salbei hilft: Einfach in ein feuerfestes Schälchen geben und diesen glimmen lassen.

Wind und Feuer:

Mücken mögen weder Luftbewegungen noch Rauch. Mit einem Ventilator im Zimmer bzw. mit einem Lagerfeuer an der frischen Luft hält man sich die lästigen Blutsauger ebenfalls vom Leib (bitte beachten Sie hier die entsprechenden Sicherheitsregeln). Beim duftenden UND rauchenden Räucherstäbchen schlägt man übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe.

Körper einsprühen oder eincremen:

Neben passender Kleidung ist das die einzige Mückenschutz-Variante für unterwegs. Hier hat man die Wahl zwischen Mitteln aus Chemikalien oder natürlichen Düften. Die meisten handelsüblichen Mückenschutzmittel gelten als zuverlässig, enthalten aber Icaridin oder Diethyltoluamid (DEET). DEET wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem der Insekten. Und zwar so, dass sie Informationen und Reize nicht mehr so schnell verarbeiten können. Menschen werden damit als Nahrungsquelle für sie uninteressant. Das Problem: DEET ist auch nicht besonders gesund für Menschen, kann ebenfalls zu Hautirritationen führen oder allergische Reaktionen auslösen. Schwangere, Stillende und Kleinkinder sollten diese Substanz gar nicht auftragen. DEET greift zudem auch Kunststoffe an. Daher sollte Mückenspray bzw. -creme, die DEET enthält, nur verwendet werden, wenn man Kleidung aus natürlichen Materialien wie Baumwolle trägt. Icaridin gilt als weniger problematisch, größere Nebenwirkungen sind keine bekannt. Allerdings gelten Mückenschutzmittel auf Icaridin-Basis auch als etwas weniger wirksam als Mittel, die auf DEET setzen.

Wie kann ich ein Anti-Mücken-Spray selbst herstellen aus natürlichen Zutaten?

Wer Chemikalien beim Mückenschutz vermeiden möchte, kann sich auch selbst ein Mückenschutzspray mixen. Rezept für 100 Milliliter: Vier Esslöffel klaren Alkohol (mindestens 40 Prozent) mit sieben bis zehn Tropfen eines der oben genannten ätherischen Öle oder dem Pflanzenöl des Neembaums mischen, den Rest mit abgekochtem Wasser auffüllen und in die Flasche eines Pumpsprays füllen. Vor Gebrauch stets schütteln. Fertig. Tipp: Man kann auch zwei verschiedene Öle mischen, beispielsweise passt Citronella zu Eukalyptus.

Laut Bacher ist die Wirksamkeit von Citronella und Neemöl gegen Mücken wissenschaftlich bestätigt. Leider kann Mückenschutz auf Basis natürlicher Öle aber mit Produkten aus DEET und Icaridin meist nicht mithalten, gerade auch was die Dauer der Wirkung angeht: „'Chemische' Mückenschutzmittel können diese natürlichen Hilfsmittel meiner Erfahrung nach nicht ersetzen. Leider! Aber für Idealisten, die absolut nicht auf chemische Wirkstoffe setzen wollen, sind sie allemal einen Versuch wert.“

Geraldine Friedrich