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Selleriesaft: Ist er wirklich ein Wundertrunk?

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In den sozialen Medien kommt man an #celeryjuice kaum vorbei. Laut Anthony William, dem Begründer des Trends, sorgt der Selleriesaft für ein starkes Immunsystem, einen gesunden Darm und strahlende Haut. Doch was ist dran am Hype?

Selleriesaft wird aus Staudensellerie hergestellt. Er besteht zu 92 Prozent aus Wasser. 100 Gramm enthalten gerade einmal 15 Kalorien und kaum Fett, dafür aber viele Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Unter anderem Kalium, Kalzium und Magnesium sowie die Antioxidantien Vitamin K und C. Sie unterstützen das Immunsystem und können vorzeitiger Hautalterung vorbeugen. Da Staudensellerie die Verdauung anregen soll, wird er in der ayurvedischen Medizin bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Die Chinesische Medizin wendet ihn auch bei rheumatischen Erkrankungen sowie Bluthochdruck an.

Was ist dran am Hype?

Aber macht es wirklich einen Unterschied, ob man das Gemüse gegart im Eintopf, roh im Salat oder als Saft zu sich nimmt? Und woher kommt der Hype um den Selleriesaft? Der Begründer dieser Bewegung ist Anthony William. In seinem Buch „Selleriesaft: Der ultimative Superfood-Drink für deine Gesundheit – Starkes Immunsystem, gesunder Darm, strahlend schöne Haut“ schreibt er, dass Selleriesaft bei richtiger Anwendung gegen chronische Müdigkeit und ständiges Hungergefühl helfe und die Haut zum Strahlen bringe. Außerdem wirke Staudenselleriesaft unter anderem unterstützend bei Diabetes, Haarausfall und Schlafstörungen. Richtige Anwendung bedeutet seiner Meinung nach, circa 500 ml reinen Selleriesaft auf nüchternen Magen zu trinken und mindestens 15 Minuten zu warten, bevor man etwas isst. Allerdings: William hat keine medizinische oder ernährungswissenschaftliche Ausbildung und für die von ihm beschriebenen Effekte gibt es bislang keine zuverlässigen wissenschaftlichen Belege.

Und jetzt?

Sellerie(saft) enthält viele Nährstoffe, die dem Körper im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zugutekommen. Ein Wundermittel ist er jedoch nicht, unabhängig davon, ob er als Saft oder einer anderen Form genossen wird. Aber: Selleriesaft ist eine gute Alternative zu reinen Fruchtsäften, die sehr viel Fruchtzucker enthalten. Wem Selleriesaft nicht schmeckt, kann jedoch auch auf andere Gemüsesäfte wie Karotte, Rote Beete oder Tomate zurückgreifen und nach Herzenslust mit frischem Obst kombinieren.

Selleriesaft mit Apfel und Karotte

 

Das brauchen Sie für etwa 400 ml Saft:

  • Staudensellerie nach Geschmack, etwa 5 Stangen
  • 2 mittelgroße Karotten
  • 1 großen Apfel

 

So geht’s:

Alle Zutaten gründlich waschen. Den Sellerie von Blättern befreien, die Karotten schälen, halbieren und der Länge nach teilen. Das Kerngehäuse des Apfels entfernen und den Apfel in Schnitze schneiden. Mit dem Entsafter entsaften oder mit einem Pürierstab fein zerkleinern. Bei der Zubereitung mit dem Pürierstab den Saft anschließend durch ein Tuch passieren.

 

 

Sellerie-Saft im Selbstversuch:

Unsere Autorin Janina Fortmann
testet den angeblichen Beautydrink

 

Tag 1

Die erste Herausforderung ist, den Saft zu ergattern. Weder im gut sortierten Drogerie- und Bio-Markt, noch im Supermarkt werde ich fündig. Online bestellen dauert zu lang und ist nicht besonders nachhaltig. Ich erzähle im Team-Meeting davon und erfahre, dass mein Kollege Felix einen Entsafter abzugeben hat. Perfekt! Dann mache ich den Saft eben selbst und das Experiment startet mit einem Tag Verzögerung.

Tag 2

 

Heute lege ich wirklich los. Das Entsaften klappt super. Ich starte mit einer kleinen Dosis und probiere den Selleriesaft zunächst pur. Er schmeckt tatsächlich weniger schlimm als erwartet, ist aber auch weit entfernt von lecker. Daher gebe ich eine Karotte und einen Apfel hinzu.

Tag 3-7

Ich steigere Tag für Tag die Selleriedosis und experimentiere mit den weiteren Zutaten. Dranbleiben lohnt sich: An Tag 5 finde ich den Saft zum ersten Mal lecker. Man kann seinen Geschmack eben an neue Aromen gewöhnen. Beim Blick in den Spiegel bin ich allerdings enttäuscht: Meine Haut ist weder reiner noch strahlt mein Teint.

Woche 2

Ich habe das tägliche Entsaftungs-Ritual liebgewonnen und freue mich morgens auf meinen Saft. Die Dosis habe ich mittlerweile auf 400 ml erhöht. Positive Effekte kann ich weiterhin nicht feststellen.

An Tag 13 wage ich mich an die nächste Stufe: Den Selleriesaft auf nüchternen Magen pur trinken. Das ist machbar, aber keine Freude. Und dafür, dass der Saft so besser wirkt, habe ich keine überzeugenden Belege gefunden. Ich bleibe also bei meinem Mischsaft zum Frühstück. Denn Ernährung soll Spaß machen. Dass er weniger Fructose enthält als reiner Fruchtsaft und mir trotzdem schmeckt, finde ich super. Außerdem starte ich mit einer großen Portion Obst und Gemüse in den Tag. Und wer weiß, vielleicht zeigen sich die versprochenen Effekte ja doch noch…

Janina Fortmann