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Familie & Freizeit

Wenn essen zur Krankheit wird

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Mehr Übergewicht, mehr Essstörungen: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind betroffen. 

Der deutliche Anstieg kam mit der Pandemie: Während die Zahlen von stationär behandelten  Essstörungen bei jugendlichen Mädchen 2018 und 2019 auf konstantem Niveau lagen, sind sie in den Jahren 2020 und 2021 sprunghaft angestiegen. 2022 sind sie zwar nicht weiter angestiegen, aber auf konstant hohem Nivea geblieben, wie der Kinder- Jugendreport 2023 der DAK-Gesundheit feststellt. Wenig Bewegung, keine Abwechslung, kaum soziale Kontakte – das hat deutliche Spuren hinterlassen. Laut einer repräsentativen Umfrage unter rund 1.000 Familien legten im Laufe der Pandemie gut ein Viertel aller Eltern und neun Prozent der unter 14-Jährigen an Gewicht zu. Bei den über Zehnjährigen aus Familien mit niedrigem Schulabschluss waren es 23 Prozent, wie Münchner Ernährungsmediziner im Fachjournal „Annals of Nutrition and Metabolism“ feststellen. „Im medizinischen Bereich sehen wir eine große Zunahme von Adipositas, also Fettleibigkeit, bei Kindern und Jugendlichen. Bis zu 30 Kilo haben einige Kinder im Extremfall in unter einem Jahr an Gewicht zugelegt, auch 25 Kilo sind keine Seltenheit. Ein solches Ausmaß haben wir Kinderärzte vorher noch nicht gesehen“, erklärt Dr. Jakob Maske, Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinderärzte aus Berlin.

Übergewicht mit Folgen

Starkes Übergewicht, gerade im jungen Alter, bleibt nicht ohne Folgen und kann das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verstärken. Außerdem leiden viele Betroffene unter Stigmatisierung und Mobbing. Zudem neigen laut Europäischen
Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC) adipöse Kinder und Jugendliche dazu auch noch als Erwachsene übergewichtig zu sein. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Eltern sich so früh wie möglich fachkundige Hilfe holen. Auf der Website uebergewicht-vorbeugen.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden betroffene Familien umfangreiche Tipps und Informationen zu den Ursachen von Übergewicht und dem richtigen Umgang damit.

Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen, die zu ernsthaften und langfristigen Gesundheitsschäden führen können. Unbewusst versuchen Betroffene innere Konflikte, hoffnungslos erscheinende Schwierigkeiten und Stress zu bewältigen. Die bekanntesten und häufigsten Essstörungen sind Magersucht (Anorexia Nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia Nervosa) und Essattacken (englisch Binge Eating). Diese wirken sich zwar unterschiedlich aus, haben aber eines gemeinsam: Die Gedanken und Gefühle der Betroffenen drehen sich pausenlos um die Themen Essen und Ernährung. Im Folgenden möchten wir kurz die verschiedenen Formen skizzieren, auch wenn sich diese nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen und Merkmale durchaus ineinander übergehen oder sich vermischen können.

Magersucht

Magersucht geht meist mit einem verzerrten Körperbild einher. Magersüchtige finden sich auch dann noch zu dick, wenn sie schon untergewichtig sind. Sie streben nach einem Ideal, das in dieser Form nicht realistisch und erreichbar ist. Betroffene essen meist so wenig wie möglich und zählen jede Kalorie. Gleichzeitig versuchen viele den Energieverbrauch durch Sport zu steigern. Magersucht betrifft häufig Mädchen mit hohem Leistungsanspruch und niedrigem Selbstwertgefühl. Bei Magersucht wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Es kommt zu Mangelerscheinungen. Die Betroffenen frieren häufig, haben Haarausfall, trockene Haut und es kann zu langfristigen gesundheitlichen Schaden wir Osteoporose und Unfruchtbarkeit kommen.

Bulimie / Ess-Brech-Sucht

Betroffene sind zwar meist normalgewichtig, haben aber große Angst davor, dick zu werden, und wenden verschiedene Strategien an, damit das nicht passiert. Das Essen wird nach kurzer Zeit wieder erbrochen, Abführmittel genommen, es wird gefastet oder exzessiv Sport betrieben. Auf diese Weise wird der Körper in einen Mangelzustand geführt, der die Betroffenen dazu bringt, unkontrolliert zu essen. Nach diesen regelrechten Fressanfällen setzt ein schlechtes Gewissen ein und das Bedürfnis zu erbrechen. Das Erbrechen wird als Erleichterung empfunden, mit der sich die Situation kontrollieren lässt. So entsteht schnell ein Kreislauf aus Heißhungerattacken und Erbrechen, der schwere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen kann.

Binge-Eating / Essattacken

Betroffene leiden regelmäßig unter Essattacken, die sie nicht kontrollieren können. Ohne physischen Hunger greifen sie zu großen Mengen (ungesunder) Nahrungsmittel. Meist handelt es sich dabei um besonders zucker- und fetthaltige Produkte. Diese werden schnell konsumiert, bis ein unangenehmes Völlegefühl eintritt. Das führt bei den Betroffenen zu Selbstekel und Scham. Sie leiden nicht selten unter Depressionen und den Folgen eines starken Übergewichts.

Früh Hilfe suchen

Menschen, die in den Teufelskreis einer Essstörung kommen, können diesem nur in den seltensten Fällen selbstständig wieder entkommen. Nicht umsonst werden Essstörungen zu den Suchterkrankungen gezählt. Obwohl viele Betroffene erkennen, dass das eigene Verhalten falsch und gefährlich ist, sind sie regelrecht süchtig danach und kommen allein nicht dagegen an. Deswegen ist es so wichtig, die Anzeichen zu erkennen und sich so früh wie möglich fachkundige Hilfe zu suchen.

Nina Alpers

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