Protein- und Müsliriegel, Fruchtschnitten und Energy Bars – in den Supermarktregalen türmen sich die verschiedensten Snackriegel. Die Werbeversprechen auf den bunten Verpackungen überbieten sich: zu 100 Prozent natürlich, proteinreich, ohne Zuckerzusatz und weniger süß sind nur einige von ihnen. Doch was steckt drin in den verschiedenen Riegeln und wie gesund ist diese kleine Zwischenmahlzeit?
Wenn unterwegs oder bei der Arbeit der kleine Hunger kommt, soll dieser möglichst schnell und unkompliziert gestillt werden. Snackriegel in jeder Form scheinen da die ideale Zwischenmahlzeit. Die Vielfalt ist groß, ob mit Früchten, Nüssen, Samen oder Getreideflocken – es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auf der Packung heißt es werbend, es handele sich um eine gesündere Alternative zu herkömmlichen Süßigkeiten. Doch sind diese Snackriegel tatsächlich empfehlenswert?
Was steckt drin?
Die Basis der Produkte sind oft Datteln, Nüsse, Mandeln, Getreideflocken oder Trockenfrüchte. Proteinriegel werden zusätzlich mit Proteinpulver angereichert und Energy Bars sollen mithilfe von Koffein, zum Beispiel aus der Guaraná-Pflanze, für einen schnellen Energiekick sorgen. Wie immer bei verarbeiteten Lebensmitteln, sollte vor dem Kauf ein genauer Blick auf die Zutatenliste erfolgen, denn in den meisten Riegeln verbirgt sich auch viel Zucker, was erst auf den zweiten Blick deutlich wird.
Versteckte Zuckerbomben
„100% Frucht“, „natürliche Süße“ und „ohne Zuckerzusatz“: Werbeversprechen wie diese finden sich auf zahllosen Snack-Verpackungen und ermuntern zum Kauf. Doch wer nun auf eine gesunde Zwischenmahlzeit ohne Zucker hofft, irrt leider. Auch wenn in den Produkten tatsächlich kein sogenannter Haushaltszucker (Saccharose) verarbeitet wurde, wirken sich auch andere Zutaten wie Fruchtkonzentrat, Dicksaft, Datteln, Trockenfrüchte, Reissirup oder Honig auf die Zuckerbilanz aus. Gerne wird der tatsächliche Zuckergehalt durch die Verwendung verschiedener Zuckerarten verschleiert. In der Zutatenliste taucht Zucker dann eventuell gar nicht oder erst sehr weit hinten auf. Doch auch bei Dextrose, Fruktose (Fruchtzucker), Glukose (Traubenzucker), Laktose (Milchzucker), Maltodextrin und Maltose (Malzzucker) handelt es sich um Zucker. Diese verschiedenen Zuckerarten stecken außerdem in Süßmachern wie Sirup (Glukosesirup, Invertzuckersirup, Ahornsirup), Malzextrakt, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver und Dicksäften wie Agavendicksaft. Bei so vielen unterschiedlichen Bezeichnungen für Zucker fällt es oft schwer, den Überblick zu behalten. In der Summe enthält ein Snackriegel jedoch häufig zwölf Gramm Zucker oder mehr – das entspricht vier Stücken Würfelzucker. Nach der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten Erwachsene jedoch täglich nicht mehr als maximal 50 Gramm Zucker zu sich nehmen, Kinder höchstens die Hälfte.
Welcher Riegel ist gesünder?
Pauschal lässt sich das nur schwer sagen. Es lohnt sich, beim Kauf die Nährwertangaben der verschiedenen Snackriegel zu vergleichen. Müsliriegel können oftmals mit einem recht hohen Ballaststoffanteil punkten, dieser sorgt für ein längeres Sättigungsgefühl. Ein kritischer Blick sollte jedoch nicht nur auf den Zuckergehalt, sondern auch auf den Fettanteil geworfen werden. Auch dieser kann bei einigen Riegeln unnötig hoch sein. Ebenfalls negativ schlagen zugesetzte Aromen zu Buche. Zusätzlich gibt die Länge der Zutatenliste Aufschluss. Wie bei allen verarbeiteten Produkten gilt: je kürzer, desto besser.
Für wen eignen sich Proteinriegel?
Proteinreiche Ernährung liegt im Trend. Proteine sind nicht nur wichtig für den Muskelaufbau, sondern schützen auch das Herz, regulieren den Blutzuckerspiegel und unterstützten unser Immunsystem. Zudem beschleunigen sie den Stoffwechsel und kurbeln die Fettverbrennung an. Doch Proteinriegel sind durch ihren hohen Proteingehalt nicht automatisch gesund. Denn sie bestehen nicht nur aus Proteinen, also Eiweißen, sondern enthalten meist ebenfalls jede Menge Zucker oder Austauschstoffe wie Glukose- oder Invertzuckersirup. Viele Riegel sind zusätzlich mit Schokolade überzogen, was sie eher zur Süßigkeit als zum gesunden Snack macht. Zudem ist ein Proteinriegel für die meisten Menschen überflüssig. Der Proteinbedarf lässt sich besser mit einer ausgewogenen Ernährung decken – etwa durch Milchprodukte sowie Haferflocken, Hülsenfrüchte und Nüsse oder auch mal etwas Fleisch. Von Proteinriegeln profitieren können höchstens Menschen, die Hochleistungssport betreiben oder körperlich sehr schwer arbeiten. Für Freizeitsportlerinnen und -sportler gilt dies nicht.
Sind Fruchtriegel eine geeignete Zwischenmahlzeit für Kinder?
Fruchtriegel sind besonders bei Kindern beliebt und viele Eltern greifen gerne zu im Glauben, eine gesündere Alternative zum Schokoriegel zu kaufen. Doch das stimmt in den meisten Fällen leider nicht. Im Schnitt besteht die Hälfte eines Fruchtriegels aus Zucker, es kann auch deutlich mehr sein. Oft kommt die Süße nicht nur aus dem konzentrierten Zucker der enthaltenen Trockenfrüchte, sondern es werden weitere süßende Zutaten wie Zucker, Honig, Agavendicksaft, Fruktose, Sirup oder Fruchtsaftkonzentrat beigefügt. Fruchtriegel sollten deswegen eher als Süßigkeit und nicht als gesunde Zwischenmahlzeit betrachtet werden. Weil die Fruchtmasse und damit der darin enthaltene Zucker sowie die Säure an den Kinderzähnen kleben bleiben, können sich die Fruchtschnitten außerdem schädlich auf die Milchzähne auswirken. Geben Sie deswegen frischem Obst den Vorzug vor industriell hergestellten Snacks. Nur so haben Kinder die Möglichkeit, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln und Lebensmittel in ihrer ganzen Vielfalt kennenzulernen. Soll es dennoch ein Fruchtriegel sein, lohnt sich wie immer der Blick auf die Zutatenliste. Produkte mit einem hohen Anteil Getreideflocken sind hier zu bevorzugen. Diese können – im Vergleich zu Schokoriegeln, Saft oder Obst-Quetschies – zumindest mit Ballaststoffen punkten, die gut für die Verdauung sind.
Selbermachen: die gesunde Alternative
Fertig verpackte Snackriegel aus dem Supermarkt sind praktisch – keine Frage. Doch, wie oben ausgeführt, leider meistens nicht besonders gesund. Warum also nicht selbermachen? So haben Sie die volle Kontrolle über den Zuckergehalt und können nach Herzenslust Ihre Lieblingszutaten wählen.
Basisrezept Müsliriegel
Zutaten für ca. 15 Riegel:
- 200 g Haferflocken
- 100 g naturbelassene Nüsse nach Wahl
- 1 mittelgroßer Apfel
- 20 g Rapsöl
- 5 EL Leinsamen
- 30 g Trockenobst nach Wahl (ungezuckert)
Zubereitung: Die Leinsamen mit Wasser bedeckt quellen lassen. Den Apfel waschen und entkernen, anschließend klein raspeln. Das Trockenobst sehr klein schneiden. Die Nüsse möglichst fein hacken. Nun alle Zutaten gründlich miteinander vermengen. Sollte die Masse etwas zu trocken sein, ein klein wenig Wasser hinzugeben. Dann die fertige Masse etwa 2 cm dick auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech streichen und mit einem Messer in Riegel schneiden oder eine Müsliriegelform benutzen. Bei 160 Grad (Umluft) für etwa 25 Minuten knusprig backen.
Basisrezept Fruchtriegel
Zutaten für ca. 10 Riegel:
- 50 g naturbelassene Nüsse nach Wahl
- 50 g Trockenobst nach Wahl (ungezuckert)
- 30 g Haferflocken
- 20 Stücke Oblaten
- etwas Fruchtsaft
Zubereitung: Alle trockenen Zutaten in einen Hochleistungsmixer geben und für etwa eine Minute zerkleinern. Nun etwas Saft hinzugeben, sodass eine klebrige, aber nicht zu feuchte Masse entsteht. Bei zu viel Feuchtigkeit könnten sich die Oblaten auflösen. Nun die Masse mit einem Löffel auf den Oblaten verteilen und anschließend eine weitere Oblate als Deckel obendrauf setzen. Anschließend gegebenenfalls für einige Zeit mit einem Brett beschweren, damit die Fruchtriegel schön kompakt werden.
Nina Alpers