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Gesundheit & Fitness

Die verborgene Welt des Schlafes

So schlafen Sie gut!
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Erholsame Nächte – das wünschen wir uns alle. Doch viel zu oft wälzen wir uns ruhelos im Bett umher. Der Schlafmediziner Dr. Michael Feld verrät im Interview die besten Tipps für guten Schlaf und erklärt, worum es in seiner Schlafshow geht.

Schlafmediziner Dr. med. Michael Feld

Warum haben Sie sich entschieden, Schlafmediziner zu werden?

Die Themen Schlaf und Schlafprobleme werden in unserer rastlosen Gesellschaft immer präsenter. Wenn man sich vor Augen hält, dass wir circa 30 Prozent unseres Lebens mit Schlafen verbringen und nahezu jeder von uns irgendwann in seinem Leben mit Schlafproblemen zu kämpfen hat, dann gewinnt man einen Eindruck, warum mich dieses gesundheitliche Thema so gefesselt hat.

Welchen Einfluss hat die Abendmahlzeit auf den Schlaf?

Generell kann man sagen, dass regelmäßige Essenszeiten im natürlichen Verdauungsrhythmus der inneren Uhr helfen, im Takt zu bleiben. Magen und Darm benötigen je nach Art der Mahlzeit zwischen vier bis acht Stunden, um diese zu verdauen, daher sollte man abends lieber leichte und keine blähende, sowie keine fette und schwere Nahrung zu sich nehmen. Wer eine empfindliche Verdauung hat, isst dann besser keinen Salat, keine Rohkost, keine Hülsenfrüchte, keinen Kohl, keine hartgekochten Eier oder fettreiches Essen. Ideal ist es, circa zwei Stunden vor dem Schlaf die letzte Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Welche Rolle spielt Bewegung? Stimmt es, dass Sport am Abend das Einschlafen erschwert?

Ein gesundes Maß an Sport tagsüber ist auch die Basis für gesunden Schlaf. Wer gut schläft, ist leistungsfähiger und erzielt auch sportlich bessere Ergebnisse. Sportler schlafen im Schnitt besser als Nicht-Sportler. Sport in den späten Abendstunden ist leider nicht schlaffördernd, da der Körper dann zu stark erhitzt und wir dadurch nicht schlafen können.

Können Sportmuffel den positiven Effekt von Sport auch auf anderem Weg erhalten?

Sport ist durchaus eine Basis für gesunden Schlaf. Das bedeutet jedoch nicht, dass übertriebene Leistungssportler besonders gut und viel schlafen können. Das gesunde Mittelmaß ist wie so oft auch hier das Beste. Ersetzen können wir Bewegung nicht. Zu einer gesunden Lebensführung gehört neben einer ausgewogenen Ernährung auch eine gesunde Portion Sport. Allerdings müssen wir uns dafür nicht zwangsläufig ins überfüllte Fitnessstudio schleppen. Gehen Sie einfach an der frischen Luft spazieren und benutzen Sie Treppen anstatt Aufzug oder Rolltreppe. Wem das zu langweilig ist, der kann sich im Tierheim einen treuen Begleiter ausleihen und somit auch noch etwas Gutes tun.

Wie oft sollten wir Matratze und Lattenrost wechseln?

Wir liegen täglich zwischen sechs und neun Stunden auf unserer Matratze. Das Ganze in der Regel sieben Tage pro Woche, mehrere Jahre lang. Wie bei allem ist teuer nicht automatisch besser, aber ein paar hundert Euro sollte uns die eigene Gesundheit schon wert sein. Lassen Sie sich beraten und testen Sie Matratzen vor dem Kauf. Eine Matratze sollte alle sieben Jahre gewechselt und im Jahr circa vier Mal gewendet werden. Ein Lattenrost kann durchaus bis zu 20 Jahre halten.

Sollten wir bei offenem Fenster schlafen?

Jeder Körper fährt die eigene Temperatur für den Schlaf runter. Besonders im Sommer, wenn die Temperaturen auch nachts oft noch recht hoch sind, empfiehlt sich eine gute Durchlüftung. Frieren sollte dabei jedoch niemand. Es gibt zahlreiche Bettdecken, die unterschiedlichste Schlaftemperaturen ermöglichen. Wenn alles nichts hilft, dann lieber vor dem Schlafen gut lüften und dann das Fenster schließen.

Was hat Schlafen mit Übergewicht zu tun, gehen Probleme hier Hand in Hand?

Nachts sind einige Hormone und Botenstoffe sehr aktiv, die vor allem Hunger und Körpergewicht beeinflussen. Der Botenstoff Leptin zum Beispiel dämpft den Appetit. Nachts ist der Leptinspiegel besonders hoch, sodass der Körper kein Hungergefühl entwickelt. Wenn aber der Schlaf gestört ist, dann sinkt der Leptingehalt wieder ab, sodass wir nachts Hunger bekommen und zum Kühlschrank greifen. Übergewicht wiederum führt oftmals unter anderem zu stärkerem Schnarchen und Schlafapnoe sowie zu nächtlichem Reflux.

Können Schlafrituale beim Einschlafen helfen?

Rituale bringen Ruhe und Stabilität ins Leben. Der Körper gewöhnt sich an diesen positiven Effekt, es gibt ihm Sicherheit und Entspannung. Das funktioniert nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Gönnen Sie sich vor dem Schlafengehen diesen kleinen Moment des „Innehaltens“. Ein Ritual bedeutet nicht, Berge zu versetzen. Denken Sie an einen schönen Moment am Tag und nehmen Sie diesen positiven Gedanken mit in den Schlaf.

Was halten Sie von einem „Betthupferl" in Form eines Glases Wein?

Ein Gläschen in Ehren – als entspanntes Abendritual – kann durchaus erlaubt sein. Alkohol hat einen entspannenden und angstlösenden Effekt, allerdings macht er das Durchschlafen deutlich schwerer. Zudem bedeuten auch geringe Mengen von Alkohol eine Muskelerschlaffung, was wiederum das Schnarchen und Schlafapnoe fördert. Wir Menschen brauchen neben aller Vernunft aber auch ein wenig Genuss. Auch hier gilt es, das Maß zu halten.

Kann es auch Situationen geben, in denen man nur kurz bzw. unruhig schläft und sich danach trotzdem energiegeladen fühlt?

Einfach ausgedrückt gibt es guten und schlechten Stress. Der gute Stress wird auch als Eustress bezeichnet und wirkt durchaus anregend. Wenn wir frisch verliebt sind, gerät der Körper in eine positive Stresssituation, die uns weniger Schlaf hormonell besser kompensieren lässt.

Haben Sie einen Tipp gegen akute Ein- oder Durchschlafprobleme, die durch Stress ausgelöst werden?

Das Gegenteil von gutem Stress ist der schlechte Stress, den man auch als Distress bezeichnet. Distress wird von unserem Nervensystem als Bedrohung angesehen, sodass Stresshormone eine Kaskade körperlicher Reaktionen hervorrufen. Der Gedankenspirale zu entkommen, ist nicht immer so leicht. Nehmen Sie sich tagsüber etwas Zeit für sich und treiben Sie leichten Sport. Reduzieren Sie abends das Licht und vermeiden Sie emotionale Aufregung. Einfach einmal den Fernseher ausmachen und das Handy weglegen kann schon Wunder bewirken. Pflanzliche Einschlafhilfen und Yoga beruhigen den Körper. Wenn das nicht hilft, gehen Sie zum Arzt.

Gemeinsam mit dem Gesundheitsexperten Professor Dr. Ingo Froböse sind Sie immer wieder mit Ihrer Schlafshow auf Tour. Was passiert denn in einer Schlafshow?
Wir unternehmen mit dem Zuhörer eine Reise in die verborgene Welt des Schlafes und die helle Welt des Tages. Wir setzen uns mit Naturgesetzen auseinander, erklären die medizinischen Abläufe im Körper während der Nacht und inwieweit unser alltägliches Leben – und hier vor allem Ernährung und Sport – diese Abläufe verändert. Es gibt viel zu lachen, Nachdenkliches und jede Menge praktischer Lösungsvorschläge. Unser Vortrag ist unterhaltsam, spannend und schickt die Besucher mit einer Menge an Informationen nach Hause. Dort dürfen sie dann gerne müde ein- und durchschlafen.

Haben Professor Dr. Froböse und Sie verschiedenen Rollen in der Show?
Wir sind quasi die „verkörperte Rollenverteilung“. Herr Professor Froböse ist rank und schlank, lebt seine sehr disziplinierte und gesunde Lebensforschung mit Herz und Verstand. Sein innerer Schweinehund ist wesentlich besser erzogen als meiner. Ich selbst bin nicht so streng mit mir und der Umwelt und gehe es gerne gemütlicher an. Ingo Froböse verkörpert also mehr den Tag und ich mehr die Nacht. Das schafft viel Nähe zum Publikum, weil sich einfach jeder persönlich wiederfindet. Fachlich und menschlich ergänzen wir uns hervorragend.

An wen richtet sich die Show?
Unsere Show ist für jeden geeignet, denn nahezu jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben Schlafprobleme. Es gibt die, die nicht einschlafen können und andere die nachts wach werden und nicht wieder in den Schlaf zurückfinden. Wenn es zu heiß ist, wenn wir Stress haben, Veränderungen anstehen, der Partner schnarcht oder wir selbst vom Schnarchen geplagt sind, dann schlafen wir schlecht.

 

Interview: Annemarie Lüning