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Zichorienwurzel – Heilpflanze und Kaffee-Ersatz

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Die Zichorie, die auch unter dem Namen Wegwarte bekannt ist, war im letzten Jahr die Heilpflanze des Jahres. Obwohl schon Hippokrates die Zichorie als Mittel gegen Magenschmerzen schätzte, ist sie etwas in Vergessenheit geraten. Dabei ist die Zichorie vielfältig in der Naturheilkunde einsetzbar und lässt sich sogar als koffeinfreier Kaffee-Ersatz genießen. Wir stellen Ihnen die ungewöhnliche Pflanze vor.

Die Zichorie ist eine sehr alte Heilpflanze, die bereits seit über 5.000 Jahren bekannt ist. In alten Sagen wurden ihr auch immer wieder unvergleichliche Zauberkräfte zugesprochen – der Schutz vor jeglicher Gefahr oder die ewige Liebe. Paracelsus zählte die Wegwarte zu den schweißtreibenden Mitteln und hielt sie für ein ausgezeichnetes Mittel zum Schutz vor Lepra. Hippokrates soll die Zichorie als Mittel gegen Magenbeschwerden geschätzt haben und Sebastian Kneipp bezeichnete die Pflanze als reinigendes Mittel für Galle, Leber, Milz und Nieren. Im 20. Jahrhundert schwindet die Bedeutung der Zichorie. Mit der Ernennung zur Heilpflanze des Jahres soll sich dies wieder ändern.

Die Zichorie

Die Zichorie ist eine mehrjährige Staude, die eine Wuchshöhe von bis zu 1,5 Metern erreichen kann. Die Zichorie gehört zur Familie der Korbblütler. Aus ihrer dicken Wurzel wächst ein behaarter, verzweigter und milchsaftführender Stengel mit vielen kleinen Ästen. Von Juli bis September trägt die Zichorie himmelblaue Zungenblüten. Sie ist in Mitteleuropa häufig an Wegrändern zu finden, was ihr den Namen gemeine Wegwarte einbrachte. Heimisch ist die Zichorie in Europa, Westasien und Nordwestafrika, wurde aber auch in Afrika, Nord- und Südamerika eingeschleppt. In China und den USA wird die Pflanze kommerziell als Futterpflanze angebaut. Die Besonderheit, dass die Zichorie früh morgens ihre Blüten öffnet und der Sonne entgegenstreckt und bereits am späten Vormittag wieder schließt, brachte ihr über die Jahrhunderte viel Aufmerksamkeit ein. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné nahm die Zichorie deswegen in seine berühmte Blumenuhr im Botanischen Garten von Uppsala auf.

Heilende Wirkung

Der Zichorie wurden immer wieder die unterschiedlichsten heilenden Kräfte zugeschrieben von appetitanregend bis schmerzstillend. Heute wissen wir, dass im kautschukartigen Milchsaft, der die ganze Pflanze durchzieht, reichlich Intybin steckt. Dieser Bitterstoff ist auch in Chicorée und Radicchio zu finden und dafür bekannt, dass er Leber, Bauchspeicheldrüse und Galle anregen und so für ein gesundes Verdauungssystem sorgen soll. Der bittere Geschmack wirkt im Körper zudem appetitzügelnd. Außerdem steckt in den langen, spindelförmigen Wurzeln der Zichorie der wasserlösliche Ballaststoff Inulin. Dieser dient den Darmbakterien als Nahrung und kann so für eine gesunde Darmflora sorgen. Und die soll wiederum das Immunsystem stärken. Die Zichorienwurzel wird vorwiegend in Form von Tee eingesetzt. Die Erfahrungsheilkunde macht sich die Zichorie zudem bei allgemeinen Schwächezuständen, Rheuma und Gicht, aber auch äußerlich bei Hautkrankheiten zunutze.

Koffeinfreier Kaffeeersatz

Zu großer Bekanntheit kam die Zichorienwurzel jedoch nicht als Heilpflanze, sondern als Kaffeeersatz, auch umgangssprachlich „Muckefuck“ genannt. Dieser drollig klingende Spitzname stammt aus dem Rheinland und ist eine Zusammensetzung aus Mucke („brauner Holzmulm“) und fuck („faul“). Die nicht besonders schmeichelhafte Bezeichnung ist darauf zurückzuführen, dass Kaffee-Ersatz vor allem in Zeiten des Mangels zum Einsatz kam, wenn Kaffeebohnen aus Übersee rar oder zu teuer waren. Deswegen wurde neben gerösteten Eicheln und einer Vielzahl von lokalen Körnern auch auf den Alleskönner Zichorie zurückgegriffen. Dafür werden die Wurzeln gewaschen und getrocknet. Beim Rösten entwickeln sie eine leicht karamellige Geschmacksnote. Gemahlen und mit heißem Wasser aufgegossen ergibt sich dann ein Getränk, das in Geschmack und Farbe Kaffee ähnelt, allerdings frei von Koffein ist. Das ist der Grund, warum der Zichorienkaffee auch heute noch gerne von gesundheitsbewussten Menschen verwendet wird, obwohl es an Kaffee nicht mangelt. Der Zichorienkaffee soll für Magen, Leber, Galle und Herz sehr bekömmlich sein. Da er kein Koffein enthält, kann er auch noch gut am Abend getrunken werden. Zichorienkaffee ist in Reformhäusern und Naturkostläden erhältlich.

Nina Alpers